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Geschichte

Urkunde 1. Erwähnung MatzendorfMatzendorf

Matzendorf wurde erstmals im Jahre 1327 urkundlich erwähnt (Urkunde im Zentralarchiv des Deutschen Ordens in Wien), obwohl sich erste Siedlungsreste bis in die Römerzeit zurückverfolgen lassen.

Name und Entstehung des Ortes dürften auf die alte Ritterfamilie Matzo, die im 12. u. 13. Jh die jetzt nicht mehr existente Feste Rohr bei Baden bewohnte, zurückzuführen sein.

Urkunde mit 1. Nennung von HöllesHölles

Der Ort Hölles wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert von einem Mann namens Heldolph gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Hölles in der Nennung eines Zeugen namens “Heinricus de Heldolphs" in einer zu Salchenowe (= Sollenau) gegebenen Urkunde vom 18. März 1187, die im Stift Heiligenkreuz aufbewahrt ist.

1971 wurden die damals noch autonomen Orte Matzendorf und Hölles zur Ortsgemeinde "Matzendorf - Hölles" zusammengelegt.


Nun ein kleiner Streifzug durch die Geschichte unseres Ortes  (entnommen aus: Festschrift 650 Jahre Matzendorf von Prof. Egon Amon) 

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Matzendorf - Filiale der Melker Stiftpfarre Leobersdorf bis 1783 

Matzendorf war seit seiner Entstehung bis 1783 ein Teil der Pfarre Leobersdorf, die sich 1311 (oder 1312?) von der Mutterpfarre Traiskirchen losgetrennt hatte. Bereits in dieser Zeit besaß Matzendorf eine Filialkirche und einen Friedhof, in dem auch die Verstorbenen von Steinabrückl beerdigt worden sind.

Die Filialkirche "Sankta Radegunda" bis 1783 
Aussehen - Lage - Name 

Auf Seite 30 der "Topographia Provinciarum austriacarum" der Matthäus Merian aus dem Jahre 1649 wird die Kirche erstmals mit einem wuchtigen viereckigen Turm, der ein kegelförmiges Dach besitzt, dargestellt. Keiblinger bericht in seiner Geschichte des Bendiktinerstiftes Melk auf Seite 647: "Nach der Aussage alter Leute zu Matzendorf, die sie noch gesehen haben, war sie von kleinem Umfange, was auch die im jetzigen pfarrlichen Gottesacker von Matzendorf noch wohl erkennbaren Grundfesten beweisen, und mit einem schlechtenhölzernen Türmchen ohne Glocken versehen, weil diese auf einem hölzernen Turme zu Matzendorf hingen und Dort zum Gebet- und Wetterläuten dienten. Die unansehnliche Kirche hatte zwei Eingänge - den Haupteingang, dem Gittertore des Friedhofes gegenüber, mit einem hölzernen Vorhäuschen, und eine Seitentüre gegen die Haidmühle. Die kleine Sakristei hinter dem Hochaltar war ein jüngerer Zubau."

Entstehung 

Die Volkssage berichtet, dass dieses Kirchlein ein französischer General aus Dankbarkeit für einen gewonnene Schlacht und für seine wunderbare Errettung aus dem nahegelegenen Sumpf zu Ehren der hl. Radegunde (thüringische Königstochter und 4. Gemahlin Chlotars 1. von Frankreich lebte als Nonne ab ca. 545 nach Banediktinerregeln, starb am 13. August 587) erbauen habe lassen.
Welche Schlacht bzw. welcher Sieg in der Sage gemeint ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Vermutlich handelt es sich um die Niederlage der Türken bei Leobersdorf im Jahre 1532, denn gegen die Türken haben auch französische Offiziere im Kaiserlichen Heer gedient. Es wäre daher ohne weiteres möglich, dass eine versprengte Türkeneinheit bei Matzendorf besiegt worden ist. Schlacht zwischen Türken und kaiserlichen Truppen im Jahre 1532 bei Leobersdorf.

Nach Keiblinger (Geschichte des Stiftes Melk) wurde in ihr jährlich einmal vom Leobersdorfer Pfarrer ein öffentlicher Gottesdienst gehalten. Schmidt sieht in ihr Eigenkirche ohne pfarrlichen Rechte, die aber wallfahrtliche Funktionen besaß, möglicherweise als Umrittkirchen für Pferdebesitzer.

Entweihung und Abbruch 

Nachdem Kaiser Joseph 2. Matzendorf 1783 von der Pfarre Leobersdorf losgetrennt und zur Localie gemacht hatte, traf das nun schon baufällige Kirchlein das Schicksal der Entweihung (vermutlich nach 1786). Die letzten Bautrümmer der Kirche verschwanden zwischen 1830 und 1837.

Landgericht 

Beim Landgericht kamen nur schwere Verbrechen zur Verhandlung, die zum Teil auch mit dem Tode betraft wurden. Aus diesem Grunde befand sich in der Regel beim Landgericht auch ein Galgen, der auch Hochgericht genannt wurde. Die Landgerichte waren im 13. Jahrhundert entstanden und 1918 aufgelöst worden.

Matzendorf gehörte laut Rauhensteiner Urbar von 1534 zum Landgericht Traiskirchen, das sich über ca. 40 Orte in den heutigen Bezirken Baden, Mödling und Wiener Neustadt erstreckte. Noch 1795 übte die Herrschaft Rauhenstein die Landesgerichtsbarkeit zu Traiskirchen aus (Topograph, Landeschematismus 1795, 1). Weikersdorf bei Baden wird 1822 als jenes Landgericht genannt, dem Matzendorf und Hölles zugezählt wurden (Topograph, Landschematismus 1822, 2).

Ortsobrigkeit, Grund- und Konskriptionsherrschaft war für Matzendorf und Hölles die Herrschaft Enzesfeld. Für Hölles übten jedoch auch Hernstein und Schönau grundherrliche Rechte aus (Topograph, Landschematismus 1795, 1822).

Besondere Vorkommnisse in und um Matzendorf bis zum Ende der Zweiten Weltkrieges 

1532-09-19 Niederlage der Türken bei Leobersdorf.

1679-09-09 Pest in Matzendorf, 24 Häuser infiziert.

1683 Türken in Matzendorf.

1703 - 1711 Ungarischer Aufstand unter Franz 2. Rákoscy von Siebenbürgen. (gest. 1735), die Aufständischen heißen Kuruzzen.

1706 In Matzendorf und Hölles werden 2 Personen von herumstreifenden Kuruzzen getötet.

1708 Kuruzzen erschlagen einen Matzendorfer Bewohner.

1741 Die Gemeinde Matzendorf bittet Abt Adriano um eine größere Glocke "... zu Beförderung der Ehre Gottes, als auch zur Vertreibung der entstehend = gefährlichen Wetters .. ".

1801 Raubüberfall auf die Haidemühle: Müllermeister Josef Spieß, seine Frau und Dienstboten werden misshandelt, Kleider, Pferde, Geld und Schmuck gestohlen.

1805 - 1809 Franzosen plündern Matzendorf.

1812-06-00 Schweres Hagelwetter kurz vor der Ernte.

1817 Hagelschlag

1827 Die Badener Straße unter dem Richter F. Summer wird angelegt und zur Bezirksstraße erhoben.

1832-10-02 Pfarrhof brennt ab. Brandlegung aus Rache durch Soldaten wird vermutet. Pater Gottfried Tietz (seit 1814 Pfarrer) hatte sich nämlich am Vortag geweigert, einen Offizier ins Quartier zu nehmen.

1834-01-01 Orkan deckt Hausdächer ab und entwurzelt Obst- und Waldbäume.

1838 ließ Herr Franz Prohaska den Friedhof auf seine Kosten renovieren. Prohaska war der erste Lehrer von Matzendorf. Wegen zu geringer Bezahlung gab er diesen Beruf auf, wurde Holz- und Weinhändler und damit ein reicher Mann.

1841 Herr v. Moor, Inhaber der Felixdorfer Spinnerei, lässt die Haidmühle die er ebenfalls besitzt, umbauen. Matzendorf und Hölles werden aufgefordert, ein Armenhaus zu errichten.

1843-12-16 Um 8.45 Uhr bricht Feuer aus. 36 Spritzen sind im Einsatz, trotzdem werden 18 Häuser eingeäschert.

1843-09-25 In Hölles wird unter dem Ortsrichter Matthias Pichler begonnen, die bestehende Kapelle abzutragen. Nach der Demolierung wurde unter Maurermeister Notthaft aus Leobersdorf mit dem Bau der neuen Kapelle begonnen, ohne den Pfarrer zu Rate zu ziehen bzw. einen geweihten Grundstein zu legen.

1844 Die Kapelle in Hölles wird vollendet.

1852 Eine große Kirchenfahne und ein Himmel werden der Kirche zum Fronleichnamsfest übergeben.

1853-03-27 Starker Schneefall - Schneehöhe bis zum Pfarrhoffenster.

1853-05-29, 30 Hagelschlag richtet großen Schaden an.

1855-11 bis 1855-05 Matzendorf und Hölles mit Militär belegt.

1854-1857 wurde die Mauer des Pfarrhofgartens errichtet.

1856-11-22 Haidmühle kommt nach Steinabrückl

1858-02-09 Feuer in Hölles äscherte 2 Wohnhäuser und 4 Scheunen ein.

1863 -1865 1 Zentner Pech kostet 30 fl. Den Pechern geht es gut.

1863 Der "ledige Florian Tanzer zu Hölles" übergibt der Gemeindevorstehung 400 fl. zum Ankauf einer Glocke für die Kapelle in Hölles. Die Glocke wurde am 28. März nach Hölles gebracht und am 29. März 1863, am Begräbnistag des Spenders, zum ersten Male geläutet.

1865 Schulgebäude geht in das Eigentum der Gemeinde über.

1872 Cholera- und Blatternepedemie: Matzendorf und Hölles bleiben verschont.

1877 Bau der Bahnlinie von Leobersdorf über Matzendorf nach Gutenstein.

1880 1 Zentner Pech kostet im Gegensatz zu 1863 nur mehr 4fl 40 kr.

1883 Bau der Bahnhaltestelle in Matzendorf.

1895-08-25 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hölles.

1899-05-07 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Matzendorf: Mitglieder 30, Hauptmann Martin Loidl.

1914 - 1918 1. Weltkrieg: Kriegserklärung Österreichs an Serbien am 28. Juli 1914. Waffenstillstand der Österreicher ab 3. November 1918.

1914-07-31 Allgemeine Mobilmachung wird in Matzendorf um 21.00 Uhr bekanntgemacht. Militärpflichtige bis zum 38. Lebensjahr werden eingezogen. Kurz darauf werden auch 4 Paar Pferde und eine Anzahl von Wagen requiriert.

1915-02 Lichtleitung wird von Ebenfurth über Matzendorf nach Enzesfeld geleitet. Matzendorf nützt die Gelegenheit nicht, den Ort an das Stromnetz anzuschließen. Die Mahnungen des damaligen Pfarrers werden überhört.

1915-04 Einführung von Lebensmittelkarten.

1917-04-25 Kirchenglocken, 2 aus Matzendorf und 2 aus Hölles, wurden vom Militärkommando Wien - Kupferreferat eingezogen.

1920-12-05 In Hölles wird eine Glocke geweiht.

1921-01-30 In Matzendorf werden drei Glocken geweiht.

1921-02-06 Elektrisches Licht brennt zum ersten Mal in Matzendorf und Hölles. Die Pfarrchronik nennt den Wirtschaftsbesitzer Karl Wegerer als den treibenden Faktor der Elektrifizierung.

1931 -1932 Einrichtung eines örtlichen Wasserleitungsnetzes: Rohrnetz: 450 m - Rohrleitung von 60 mm Durchmesser. 760 m - Rohrleitung von 40-50 mm Durchmesser. 4. Juli 1931: Aufteilung der Gasamtkosten von 43 200 Schilling: 70 % trägt die Gemeinde Wien, 15 % das Land Niederösterreich, 15 % die Gemeinde Matzendorf. 4. August 1931: Zustimmung der Bezirkshptm. Neunkirchen.

21. Oktober 1931: Fertigstellung und Übernahme der Wasserleitung von der Gemeinde Matzendorf. 

1932-05-30: Kollaudierung der Wasserversorgungsanlage.

1944 Alliierte drucken Besatzungsgeld in Schillingwährung. 3 schwere Bomben fallen in Matzendorfer Felder, die zwischen Kugelfang und Bahnlinie liegen. Am 2. April 1945 besetzten Russen Wiener Neustadt. Ein Großteil der Bevölkerung von Matzendorf und Hölles zieht vor dem Eintreffen der Russen für mehrere Tage in die Wälder und kehrt nach der Besetzung der Ortschaften wieder in ihre Wohnungen zurück. Gasthaus "Wastian" (Inhaber zurzeit Anzeletti) brennt im Verlaufe der Kriegshandlung aus.

1977: Wappenverleihung anlässlich 650-jährigen Bestandes.